Freitag, 22. Juni 2007

Lea

Gestern kam ich etwas früher aus der Kaserne und nutzte die Gelegenheit für einen Besuch in der Redaktion, wo ich zuvor gearbeitet habe. Auf einen Kaffee, oder so, und da erblickte ich sie: Lea. Ich will Euch nicht vorenthalten, was Euch sowieso entgangen ist.

Ein knielanges Kleid von einem Stoff, der dominant rosa in einem unlinearen Karomuster auch Anteile auf einem Kontinuum von violett bis zum rot des Fruchtfleisches einer Melone strahlte und damit den Glanz seiner Trägerin weiter steigerte. Centimeter dünne Träger hielten das oben gerade geschnittene Teil an den Schultern, und am Höhepunkt waren sie ineinander verwoben, verknüpft, als ob sie die ganze Welt niederhalten müßten. Aber was wäre das Kleid ohne sie, Lea, nichts, Stoff, den man genauso zum Abwischen seines Mopedauspuffs heranziehen könnte.

Ihr seid jetzt neugierig, wie Lea weiter aussieht? Gerne, gerne, nichts lieber als das. Dünne Augenbrauen, leicht nach oben geschwungen über blauen Augen. Schulterlang, blond und vorne in Fransen das Haar, nicht glänzend, fast ein wenig strohig, so als ob sie drei Wochen im Sommer an einem Fjord gelegen wäre, einen Stapel Bücher von vorne nach hinten und zurück einatmend. Sie ist eher der nordische Typ, ein eher heller Teint, und viele zarte Leberflecken grinsen mich an von den unbedeckten Schultern, sagen mir: sag´ doch Du was.

Oder die fein gezogenen Lippen, wie Pinselstriche, die auf Anhieb gelingen, nicht zu dick, wulstig oder breit. Unaufdringlich und anziehend, einfach und doch so geheimnisumwoben. Ihr Blick, gerade, selbstbewußt, klug, neugierig, wissend, leichtsinnig. Und das Schuhwerk? Kein Werk, eher ein Streich, elegant, nobel zurückhaltend und dennoch sommerlich heiß Flipflops. Aus Leder und mit Emblem, fünf mal zwei Zehen den Rahmen bietend, die ich immer und immer verstohlen zähle, jede einzeln und alle zusammen. Ich bin ein Gutmensch, wollt ihr das schon glauben, wenn ich nicht heimlich und nebenher, geradeso, wie man aus einem fahrenden Schnellzug einen Blick von seiner Lektüre in die aufgehende Sonne leiht, rasch wieder zurück auf den Text, wo einem aber die Buchstaben vor Augen tanzen - genau so riskierte ich in einem unbeobachtet geglaubten Augenblick an ihr Dekolté. Hej, ich bin auch nur ein Mann! Aber dieses Bild gehört mir alleine, das teile ich nicht mir Euch! Lieber erzähle ich ihr Lächeln, vertrauenserweckend ("sag´ es mir ruhig"), keck, aber sicher nicht spöttisch.

Oder die Stimme. Konsonanten durch Weichspüler gedämpft, und überhaupt das stimmlose, flüsternd klingende "s", die Vokale warm von Klangfarbe bunt, hauchend, erotisch.

Ihr denkt ich sei verliebt? Denkt doch Ihr, Was Ihr Wollt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bernie, du bist ein Dichter!

Reserveblog hat gesagt…

...würdet Ihr sie sehen, Euch würden wie mir die Worte nur so sprudeln